Kurzporträts Ober-, Mittel- und Nieder-Seemens

Die drei Seemendörfer bezeichnen sich auch als Seemental, daher rührt auch die Bezeichnung unseres Vereins. Der Seemenbach durchfließt die drei Dörfer, nachdem er etwas unterhalb der Alteburg entsprungen ist, um dann seinen Weg über Kefenrod und Büdingen fortzusetzen, bevor er bei Lindheim in die Nidder mündet. Seit 1970 bzw. 1972 sind wir Stadtteile der Stadt Gedern. Wir gehören zum Wetteraukreis und liegen an dessen nordöstlichem Rand. Im Norden grenzen wir an die Gemeinde Grebenhain im Vogelsbergkreis und im Osten an Birstein im Main-Kinzig-Kreis. Landschaftlich liegen wir am Südhang des Vogelsbergs, einem Mittelgebirge, in einer Höhenlage zwischen 305 m (Seemenbach an der Grenze zum Hofgut Allenrod) und 626 m (Alteburg, eine der höchsten Erhebungen des Vogelsberges).

Der Ober-Seemer Lehrer Karl Seipp schreibt in der 1950 von ihm erstellten Chronik des Ortes, dass von der Wetterau aus fluss- bzw. bachaufwärts Rodungen erfolgten. Die ältesten Ortsnamen endeten auf „affa“ oder „aha“. Seipp vermutet schon vor dem 4. Jahrhundert Einzelsiedlungen, aus denen später die drei Seemen im oberen Tal des Seemenbaches entstanden. Im Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt gibt es Quellen, die im 9. oder 10. Jahrhundert „Siemina“ erwähnen. Man vermutet, dass unter diesem Namen die Einzelsiedlungen, aus denen unsere Dörfer entstanden, geführt wurden. Die Herkunft des Namens, es taucht auch der Begriff Seemenaha auf, wird mit Binsen (Symen oder Semd) und Wasser (Aqua) erklärt.

Ober-Seemen

Das Dorf wurde 1320 erstmals urkundlich erwähnt. 1797 erhielt der Ort das Marktrecht, darauf gründet noch heute der im August gefeierte Ober-Seemer Markt. Die Einwohnerzahl hatte sich bis1939 auf 1030 erhöht, durch Ansiedlung vieler Vertriebener nach dem 2. Weltkrieg und die Ausweisung von Wohngebieten erhöhte sie sich inzwischen auf rund 1500. Die Kinder aus allen drei Seemendörfern besuchen den Kindergarten und danach die Grundschule Ober-Seemens; die Gesamtschule mit gymnasialem Zweig bis zur 10. Klasse befindet sich in Gedern.

Der Ort verfügt über ein Lebensmittelgeschäft, zwei Gaststätten, eine Bäckerei sowie eine Metzgerei und verschiedene Handwerksbetriebe. Als Industriebetrieb ist nur noch die ETG Elastomer Technik Gedern GmbH zu nennen, die insbesondere als Kfz-Zulieferer tätig ist. Mehrere Sägewerke bzw. Baufirmen schlossen in den letzten Jahrzehnten in Folge des wirtschaftlichen Konzentrationsprozesses. Von einer Vielzahl landwirtschaftlicher Betriebe sind noch einige wenige Nebenerwerbsbetriebe sowie zwei große Aussiedlerhöfe verblieben.

1535 übernahm ein Stolberger Graf die Herrschaft in Gedern und führte kurz danach die Reformation ein. Ende des 16. Jahrhunderts wurde eine eigenständige Pfarrei Ober-Seemen eingerichtet, zu der bis 1724 und seit 2006 wieder auch Mittel- und Nieder-Seemen, und nun auch noch Volkartshain gehören.

Eine Dorfchronik verfasste 1950 der Ober-Seemer Volksschullehrer Karl Seipp. Kopien des mit der Schreibmaschine geschriebenen Werkes sind erhältlich im Kultur- und Tourismusbüro Gedern, Schlossberg 7, Tel. 06045-600825, Email touristinfo@gedern.de

Auch eine DVD über Ober-Seemen ist erhältlich, und zwar bei Ortsvorsteherin Ilona Rehak, Tel. 06045-7737.

Hier ein Foto der frisch renovierten evangelischen Dorfkirche, deren Chorraum als Filialkapelle der Gederner Kirche laut Seipp zumindest aus dem 14. Jahrhundert, evtl. auch aus einer noch früheren Zeit stammt.

Foto: Kirche Ober-Seemen

Mittel-Seemen

Die erste urkundliche Erwähnung findet sich 1333. Außer der rd. einen Kilometer unterhalb des Dorfes liegenden Grundmühle, die als Gehöft heute noch besteht, bestand bis in die 1950er Jahre im Ort eine Schlag- oder Ölmühle, die nach der Betriebseinstellung jedoch abgerissen wurde. Von mehreren Gastwirtschaften schloss die letzte 2012. 2013 beendete der letzte Milchbauer die Kuhhaltung, sodass es inzwischen nur noch einige Nebenerwerbslandwirte gibt.

Die Einwohnerzahl, die Mitte des 19. Jahrhunderts bei ca. 370 lag, verringerte sich durch Auswanderungen stark. Durch die Aufnahme einiger Vertriebenen-Familien nach dem 2. Weltkrieg erhöhte sie sich bis 1961 wieder auf 290. Insbesondere durch die Entwicklung des Wochenendgebietes Steigerwald in den 1960er Jahren, das später von der Stadt Gedern zum Wohngebiet erklärt wurde, hat Mittel-Seemen inzwischen rund 350 Einwohner.

Die 1724 errichtete eigenständige Pfarrei Mittel-Seemen mit Filiale Nieder-Seemen bestand bis 2006; das ca. 1730 errichtete Pfarrhaus wurde Ende 2008 an privat verkauft.

Eine ausführliche Schilderung der Dorfgeschichte findet sich in der Ende 2013 als Buch vorgelegten Dorfchronik, die auf der Seite „Dorfchronik“ vorgestellt wird. Eine DVD über das Dorf ist in Arbeit.

Die Kirche des Dorfes stammt, zumindest bezüglich des Chores, aufgrund der romanischen bzw. frühgotischen Elemente vermutlich aus dem 13. bis 14. Jahrhundert. Das Foto der 2006 bis 2013 renovierten Kirche wurde 2008 gemacht.

Foto: Kirche Mittel-Seemen

Nieder-Seemen

1339 fanden wir die erste urkundliche Erwähnung Nieder-Seemens. Das landwirtschaftlich geprägte Dorf ist der kleinste der drei Seemenorte. Vor der Auswanderungswelle des 19. Jahrhunderts hatte er einmal fast 300 Einwohner, 1885 nur noch 222. Nach Aufnahme annähernd 100 Vertriebener waren es 1946 sogar 333 Einwohner; inzwischen sind es ca. 230. Auch hier sind die ehemals zwei Gastwirtschaften, der Lebensmittelladen und verschiedene Handwerksbetriebe inzwischen eingestellt worden. Doch sind eine große Schreinerei und weitere Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen nach wie vor hier tätig bzw. haben sich neu etabliert. Die Landwirtschaft konzentriert sich, wie in Ober-Seemen, auf zwei Großbetriebe und einige wenige Nebenerwerbslandwirte. Nieder-Seemen kann sich inzwischen als Energiedorf bezeichnen; mit Biogasanlagen bei den landwirtschaftlichen Großbetrieben, vier Windrädern und derzeit fünf Photovoltaikanlagen wird in Dorf und Gemarkung deutlich mehr Strom erzeugt, als im Dorf verbraucht wird.

Auch die Nieder-Seemer Dorfgeschichte kann ausführlich in der „Dorfchronik Mittel- & Nieder-Seemen“ nachgelesen werden. Eine DVD über das Dorf ist bei unserem Rechner Erhard Müth erhältlich (siehe „Vorstand“); ein vierteiliges DVD-Set über das Dorffest 2014 anl. 675 Jahren urkundlicher Ersterwähnung ist in Vorbereitung.

Die Nieder-Seemer Kirche dürfte aus dem 13. Jahrhundert stammen. Darauf weisen dendrochronologische Untersuchungen des Dachgebälkes als auch der romanische Rundbogen am Westgiebel hin. Die Kirche präsentiert sich nach der letzten Renovierung, die 2004 endete, gemäß dem nachstehenden Foto.

Foto: Kirche Nieder-Seemen

wappen_ober-seemen_15cm_rgb
wappen_nieder_seemen_15cm_rgb
wappen_mittel-seemen_15cm_rgb